Mama & Baby

Geburtsbericht – Rosalie ist da

Wie ich schon mitgeteilt hatte, habe ich noch gar kein Wort über die Geburt verloren. Ich habe mich gefragt, ob das wirklich nötig ist, aber nun hab ich meine ganze Schwangerschaft dokumentiert und lasse das wichtigste aus? Irgendwie ist das auch nicht richtig. Ausserdem hab ich super gern die Berichte der anderen gelesen. Also fang ich einfach mal an und hoffe alle Schwangeren lassen sich nicht verunsichern.

Am Dienstag den 21.08.2018 – 2 Tage nach ET – war es endlich so weit und unsere kleine Tochter Rosalie erblickte das Licht der Welt. Ich war gerade kurz davor unsere „Prinzessin“ zu schreiben, aber um ehrlich zu sein ist sie meine Ronjas Räubertochter oder besser gesagt sie erinnert mich schon in den ersten 3 Wochen ganz schön an mich. Ich war keine Prinzessin und lieber mit den Jungs Kettcar fahren und mit Matchbox Autos spielen, anstatt die Barbies im Puppenhaus zu sortieren. Cherry Merry Muffin und Cupcake Puppen waren schon immer langweilig, faszinierender waren die ferngesteuerten Autos bei denen beim Gas geben das Benzin qualmte. Rosalie hat bereits jetzt schon so einen kessen Blick, dass mein Mama Herz vermutet ein ganz taffes Mädchen geboren zu haben. Ich bin gespannt, ob ich recht behalte.

Am Montag einen Tag nach dem errechneten Geburtstermin wurde ich im Krankenhaus vorstellig, da meine Frauenärztin ab ET nicht mehr die Vorsorge durchführte. Im Krankenhaus wurde wie bei den anderen Vorsorge Terminen ein CTG geschrieben. Als die Hebamme eine halbe Stunde nachdem der Wehenschreiber lief sagte „Oh da tut sich ja was“, war ich ziemlich überrascht. Ich hatte bereits alle 6 Minuten Wehen und der Muttermund war 3cm geöffnet, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich bemerkte seit einer Woche nur sehr leichte Regelschmerzen und war sehr froh nun zu erfahren, eine fast unbemerkte Vorarbeit geleistet zu haben. Ich wurde aus dem Krankenhaus verabschiedet mit den Worten „bis spätestens morgen früh um 10 Uhr oder vielleicht schon eher“. Zu Hause angekommen wurden Dennis und ich zwar leicht nervös, gingen aber davon aus den nächsten Termin um 10Uhr wahrnehmen zu können. Gegen 1Uhr nachts wurde ich wie so oft von meiner drückenden Blase geweckt. Im Halbschlaf auf der Toilette merkte ich wie Flüssigkeit lief ohne, dass ich es kontrollieren beziehungsweise stoppen konnte. „War das jetzt Fruchtwasser oder Inkontinenz“ fragte ich mich. Ich beschloss erstmal duschen zu gehen. Danach weckte ich Dennis um ihn zu erzählen was passiert sei und wir beschlossen, dass wir vielleicht doch losfahren sollten. Um 2 Uhr kamen wir im Krankenhaus an, es wurde wieder ein CTG geschrieben und der Muttermund kontrolliert. Es hatte sich leider nichts seit heute Morgen geändert und der Fruchtwasser-Test war Negativ. Da ich weiterhin Wehen hatte wurde uns empfohlen, bevor wir wieder nach Hause fahren, einmal spazieren zu gehen, damit „mehr passiert“. Gemacht getan nach ca. einer halbe Stunde durch die Nacht, merkte ich die Wehen schon viel deutlicher. Sie fühlen sich wirklich wie starke Regelschmerzen an. Zurück auf der Station, durften wir uns gleich im Vorwehenzimmer einleben und ich bekam ein Zäpfchen gegen die Schmerzen. Mein gefühlt erstes Zäpfchen im Leben, meine Güte kann man sich anstellen… Danach musste ich ca. 7-8 sehr starke Wehen ertragen, (habe mich auch übergeben) aber wurde nach der erneuerten Muttermund Kontrolle (nun 5cm) gleich gefragt, ob ich eine PDA haben möchte. Klar, ich hatte die Dokumente dazu schon ein paar Wochen vorher in meiner Tasche. Sicher ist sicher. 😉 Wir zogen um in den Kreissaal und meine Schwester kam zur Unterstützung hinzu. Mittlerweile war es 8 Uhr morgens und ich bekam die PDA gesetzt. Ehrlich gesagt, hatte ich fürchterliche Angst davor. Auch hatte ich Angst, dass ich mich durch eine Wehe bewegen muss, aber mir wurde ein Mittel verabreicht, dass zwar Herzrasen verursacht, aber die Wehen aussetzen lässt und ein paar Minuten später saß schon die PDA. Eine Blutabnahme zwickt eindeutig mehr. Einige Minuten später merkte ich keinen einzigen Wehen Schmerz mehr. Bald konnte es also losgehen. Wahnsinn, dachte ich, man hört so viele schlimme Geschichten, aber es ist doch alles gar nicht so schlimm… Mit der PDA konnte ich sogar schlafen und hatte von einer Traumgeburt geträumt, denn bis hier hin war alles super easy und mit der erlösenden PDA sollte wohl alles ganz einfach und ohne Schmerzen verlaufen. Den schlimmsten Part hatte ich ja bereits überstanden und den hatte ich mir irgendwie noch einen ticken schlimmer vorgestellt. Hier hätte ich dann nun gerne einen cut gemacht und mir gewünscht nur noch zu schreiben, dass ein paar Presswehen später unsere Rosa da war, aber so endet die Geschichte leider nicht.

Die PDA verursachte einen Stopp und ich habe ein paar Stunden ohne Wehen geschlafen auch das Köpfchen war noch nicht richtig im Becken, somit wurde mir gesagt, dass man mit der Öffnung der Fruchtblase noch 1-2 Stunden warten möchte. 1-2 Stunden später ohne Wehen und ohne richtig sitzenden Köpfchen wurde dann die Fruchtblase geöffnet. Grünes Fruchtwasser lief auf das Bett. Innerlich machte sich bei mir Panik breit, denn das grünes Fruchtwasser nichts gutes bedeutet haben wir alle schon mal irgendwo gelesen. Auf Nachfrage hiess es, dass es nicht weiter schlimm wäre man hoffe nun, dass das Köpfchen richtig ins Becken rutscht. Mittlerweile fand leider auch ein Schichtwechsel auf der Station statt. Plötzlich verspürte ich furchtbare Schmerzen, ich fragte mich, ob die PDA nicht mehr wirkte, aber diese wurde nachgeladen. Dennis sein Arm musste ab sofort einiges aushalten. Ich habe ihn regelrecht zerdrückt. Es folgte nun die schlimmste Stunde.. Die Schmerzen waren fast nicht mehr auszuhalten, es waren keine Schmerzen die kommen und gehen wie bei den Wehen, sondern ein anhaltender durchgehender Schmerz. Ich flehte die Hebamme an irgendetwas zu tun da es sich nicht normal anfühlt und sie rief die Ärztin, nachdem sie mir noch sagte, dass eine Geburt nun mal schmerzhaft sei und das dies viele Frauen durchmachten. Hätte ich die Kraft gehabt, hätte ich mir die 20jährige Hebamme mit ihren knallroten Lippenstift an die Brust gezogen und gefragt, ob es gerade ihr ernst sei solch eine bescheuerte Bemerkung von sich zu geben. Die Ärztin kontrollierte nochmal den Kopf und konnte nur feststellen, dass dieser noch immer nicht richtig sitzen würde…. Zu diesem Zeitpunkt war der Muttermund aber komplett geöffnet. Man sagte mir sie würden gern die Oberärztin hinzu holen. Das Warten auf die Oberärztin mit diesen Schmerzen war die Hölle. Nun standen mehrere Personen um meinen Bett herum und schienen etwas ratlos….
Ich mit durchgehenden Schmerzen, ein nicht richtig sitzendes Baby, grünes Fruchtwasser, mittlerweile hatte Rosalie einen Puls von 200 und ich hatte Blut im Urin. Nach 15 Stunden Wehen folgte der erlösende und auch zugleich sehr traurige Satz der Oberärztin, dass wir nun zum OP fahren um einen Kaiserschnitt durch zu führen.

Ich war komplett am Zittern und wurde noch über irgendwelche Risiken aufgeklärt und musste etwas so gut es ging unterschreiben. Dennis zog sich um und durfte sich an meinem Kopf im OP setzen. Meine Schwester saß kreideweiß im Kreissaal aber hatte vorher noch kurz meinen Part übernommen und mit der Hebamme gemeckert, die völlig bescheuerte Bemerkungen von sich gab. Während der OP spürte ich nur ein kleines ruckeln am Bauch und versuchte die Gespräche zu verfolgen, ich hörte leider auch Dinge wie „woher kommt denn das ganze Blut?“ und fragte mich, warum sie sich nicht über das Wetter unterhalten können. Endlich der erlösende Schrei von Rosalie, doch anstatt sie jetzt zu uns zu bringen wurde Rosa zu den Kinderärzten gebracht. Ich fragte noch Dennis, wo sie so lange bleibt. Nach ca. 15 Minuten wurde sie endlich zu mir auf den Oberkörper gelegt. Das war der erlösendste und einer der schönsten Momente in unserem Leben. Rosalie hatte Start-Schwierigkeiten und sie wollten aufgrund des grünen Fruchtwassers und dem hohen Puls eine Infektion ausschließen. Rosa ist zum Glück gesund. Nach ca. 45 min. war die OP auch beendet. Die Oberärztin, die wirklich sehr nett war, setzte sich zu mir an den Kopf und sagte, dass dies die richtige Entscheidung war. Rosalie war ein Sternengucker und hatte sich an der Harnblase verkantet, daher hatte ich die Schmerzen und so hätte sie keine Chance gehabt raus zu kommen. Nach weiteren 4 Tagen und mehreren Untersuchungen durften wir das Krankenhaus gesund als kleine Familie verlassen.

Ich hatte mir die Geburt natürlich anders vorgestellt und war mir bis zur Öffnung der Fruchtblase sicher, dass alles wunderschön wird und alles gar nicht so schlimm ist wie alle immer berichten. Aber es kommt eben doch immer anders als man denkt. Obwohl ich innerlich noch an der Vorgehensweise zu knabbern habe, bin ich einfach nur froh, dass Rosalie und ich die Geburt gesund überstanden haben.
Dennis und meine Schwester waren eine wahnsinnig große Unterstützung ohne die beiden hätte ich das nicht ausgehalten.

In diesem Moment liegt Rosalie vollgefuttert auf meinen Armen und hat ein kleines glückliches Grinsen im Gesicht. Es gibt nichts schöneres auf der Welt.

Liebe Grüße

Jenny

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